Die Totale Brutentnahme ist eine einfache und sehr zuverlässige Vorgehensweise um Varroamilben aus einem Bienenvolk zu entfernen, leider dafür mit einem Durchaus nicht zu unterschätzendem Materialaufwand.
In den verschiedenen Anleitungen gibt aber diverse Details, die jeweils unterschiedliche gehandhabt werden. Beispiele für solche Details sind
- der Zeitpunkt der Durchführung.
- die Fütterung nach oder während der TBE.
- Art und Zeitpunkt der Behandlung mit Säure gegen die verbliebenen Milben.
- Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen – Arbeitsblatt 337 – Varroareduzierung durch vollständige Brutentnahme gbs bbk
- Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)
Ralf Sester, von der Imkerei Sester, hat im Imkerforum in einem Beitrag sowie in zwei Youtube Videos (Video “Totale Brutentnahme – TBE – Varroa, Wabenhygiene, Vermehrung”, Video “Bienen füttern: womit, wann, wie, mit welcher Wirkung; offene Fragen zur TBE”) seine Vorgehensweise beschrieben. Da alle 3 Beiträge zusammen für mich erst das Ganze ergeben, möchte das hier nochmals, hauptsächlich für die eigene Anwendung, dokumentieren:
Vorgehensweise
Ausgangssituation – Volk mit Honigraum /-räumen
Zeitpunkt der TBE ist in Kombination mit dem Schleudern des Sommerhonigs, also meist Mitte bis Ende Juli.
- Am Morgen des Tages vor der Honigernte Honigraum/-räume abstapeln, Brutnest auf ausreichend vorhandene Futterkränze kontrollieren, gegebenenfalls Futterteig im hohen Boden geben. Bienenfluchten einlegen und Honigräume wieder aufsetzen.
- Am Morgen des Tages der Honigernte Honigraum/-räume von verbliebenen restlichen Bienen befreien und bienendicht verschlossen abtransportieren.
- Abends eine Leerzarge mit umgeschlagener Folie oder einen Fütterer (nicht vergessen die Öffnungen für die Bienen aufzumachen) als Abstand auf das Brutnest stellen, dann die Honigräume wieder zum Ausschlecken und Reparieren der Waben aufsetzen.
- Einen oder zwei Tage später Honigraum/-räume abstapeln, Bienenfluchten einlegen und Honigräume wieder aufsetzen.
- Einen Tag später Honigraum/-räume von verbliebenen restlichen Bienen befreien und bienendicht verschlossen abtransportieren und nach Kontrolle einlagern.
Start der TBE – Volk ohne Honigraum
- Boden und Brutraum unverändert stehen lassen.
- Neuen Boden mit verschlossenem Flugloch und Leere Zarge als neuen Brutraum für den Brutsammler in Reichweite hinstellen.
- Bienen von den Brutwaben weitgehend in die alte Zarge abstoßen, ca. eine Handfläche Bienen soll pro Wabenseite auf der Brutwabe bleiben. Die Königin muss unbedingt im alten Brutraum landen! Abgestoßene Waben in den Brutsammler hängen.
- Eine Brutwabe mit möglichst viel offener Brut zentral in den alten Brutraum hängen. Auf jeden Fall eine Brutwabe verwenden und keine Leerwabe. Eine Leerwabe würde nur mit Futter voll getragen und zu einer Dickwabe ausgezogen werden.
- Alten Brutraum mit Mittelwänden auffüllen.
- Bis hier ist es eigentlich Standardvorgehen einer TBE. Aber, da wir nach der Honigernte und nach Trachtende sind, den TBE Völkern sofort am Abend des Tages der TBE 9 KG 1:1 Zuckerlösung geben und Fluglöcher auf ein Minumum einengen um Räuberei zu verhindern. Es geht anstelle von 1:1 Zuckerlösung auch unverdünnter (schon invertierter) Sirup , dieser hat jedoch nicht die Reizwirkung auf das Volk und das Volk würde ein kleineres Brutnest anlegen.
Ein Zitat, dass ich in dem Zusammenhang auch wichtig finde:
Wichtig ist mir, das die Waben ausgebaut sind, bevor durch die TBE die Mannschaftsstärke einbricht. Die Völker erstarken dann zwar schnell wieder, aber bauen dann längst nicht mehr so willig. Je mehr die am Anfang bauen, desto besser, finde ich. Das Brutnest schafft sich dann schon den nötigen Platz.
Weiteres Vorgehen: Weiselrichtige(n) Brutsammler zusammenstellen
- Auf neuem Boden 1 Zarge mit weiterer Königin auf wenigen Brutwaben
- Königinnen-Absperrgitter auf die weiselrichtige Brutraum Zarge auflegen
- Zargen mit Brutwaben (auch aus verschiedenen Völkern) zu bei DNM oder Zander über dem Absperrgitter zweizargige Brutsammler , bei Dadant, Zadant oder anderen Großwaben zu einzargige Brutsammlern zusammenstellen, das Flugloch ist noch verschlossen. Pro Zarge müssen eine Futter-wabe (bzw. entsprechend große Futterkränze) und Pollen vorhanden sein.
- Brutsammler an anderen Stand außerhalb des Flugradius bringen, Flugloch klein lassen (ca. 5 – 10 cm)!
Weiteres Vorgehen: TBE-Volk, dem die Brut entnommen wurde, nach 5-6 Tagen
- Nach 5-6 Tagen auf Brut- und Bautätigkeit kontrollieren, dabei die Brutwabe entnehmen, vernichten (oder zu weiteren neuem Brutsammler zusammenstellen) und durch Mittelwand am Rand ersetzen. Die Brutwabe dient nicht primär als Fangwabe, sondern dazu, das Brutnest zu zentrieren.
- Mit Oxalsäure behandeln. Es ist, je nach lokaler Zulassung Oxalsäure gesprüht oder Oxalsäure verdampft zu verwenden – auf keinen Fall Oxalsäure geträufelt!
- Noch einmal 5 KG 1:1 Zuckerlösung geben.
- Anschließend das Volk 3 Wochen in Ruhe lassen.
Weiteres Vorgehen: Brutsammler, nach 21-24 Tagen
- Nach 21-24 Tagen ist alle Brut geschlüpft, nun für den/die Brutsammler wie bei Start der TBE – Volk ohne Honigraum starten, jedoch keine neuen Brutsammler zusammenstellen sondern alle Brutwaben vernichten.
Weiteres Vorgehen: TBE-Volk, dem die Brut entnommen wurde, nach 21-24 Tagen
- Brut- und Bautätigkeit kontrollieren. Völker, die nach den 3 Wochen kein schönes, neues Brutnest aufgebaut haben, werden umgeweiselt.
- Bis zum Winter mit Sirup auf Zielgewicht auffüttern.
Charmant finde ich die 3 Wochen Ruhephase. Das entlastet das Zeitmanagement enorm. Ich hätte mich vorher nicht getraut, so viel Futter auf einmal zu geben, wegen einschnüren des Brutnestes durch die Zuckerlösung. Aber die Bienen schaffen wohl Platz für Brut, vermutlich erst recht, wenn man sie drei Wochen machen lässt, ohne weitere Futtergaben.